Goldschmiede Zeitung | 2024/3
Auszug aus dem Artikel über die Swiss Diamond Vision GmbH® aus der GZ Goldschmiede Zeitung:
Emotion macht den Unterschied
Herstellung eines Rosen-Diamanten Laborgewachsener Diamant aus Rosenblüten und -blättern – ein Stein voller Emotionen und ökologischer Nachhaltigkeit:
Was sind Ihre Ausgangsüberlegungen zum Thema synthetische Schmuckdiamanten?
Fritz Walz: Uns war schnell klar, dass es nicht funktionieren würde, einfach nur Diamanten für die Schmuckbranche herzustellen. Für den Goldschmied rechnen sich synthetische Diamanten nicht. Wenn er einen Einkaräter aus der Mine kauft, schlägt der mit 10.000 Euro zu Buche, und je nachdem bleiben 2.000 bis 3.000 Euro als Marge übrig. Ein gleich großer, im Labor hergestellter Diamant kostet bei uns zwischen 800 und 1.300 Euro. Daran kann er also viel weniger verdienen. Daher ist dieses Thema für ihn wirtschaftlich uninteressant. Mit einem reinen, gleichförmigen Industrieprodukt kommt man also nicht weiter. Wir suchten daher nach einer Lösung, bei der wir die Wertschöpfungskette beeinflussen und so einen Mehrwert generieren können.
Wie schaut Ihre Lösung aus?
Zur Herstellung von Diamanten mit der Hochdruck-Hochtemperatur- (HPHT-) Methode braucht man hexagonales Graphit. Dieses lässt sich aus organischen Ausgangsstoffen mittels hoher Temperatur und unter Sauerstoffausschluss in mehreren Schritten bilden. Wir gehen nun direkt zu den Endkunden und bieten ihnen Labordiamanten an, die aus Materialien gefertigt werden, zu denen sie einen persönlichen Bezug haben. Der Hochzeitsstrauß, der geworfen wurde, kann bei uns zu roten Diamanten verarbeitet werden. Ebenso das alte Leder des Sitzbezugs eines Ferrari-Oldtimers, das wir schon zu roten Diamanten verarbeitet haben. Bei uns gab es auch schon Zermatter Heudiamanten, die aus der Mahd von Almwiesen synthetisiert wurden und in zartem Rosa an den Sonnenaufgang in der schönen Bergwelt erinnern. Für einen Fußballverein der Kreisliga haben wir den Rasen und die Trikots zu grünen Diamanten verarbeitet. Oder für den Schokoladenhersteller Maestrani haben wir aus Kakaobohnen braunrote Diamanten produziert.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, und aus jedem organischen Ausgangsstoff lassen sich verschiedene Farben realisieren. Wir nennen dieses Produkt „Emotionsdiamanten“. Den Begriff haben wir europaweit schützen lassen. Immer mehr Kunden kommen auf uns zu und wollen ihre eigenen Emotionsdiamanten herstellen lassen. Damit entziehen wir uns auch dem Preisverfall bei den Lab-Diamanten.
Und wie kommt der Goldschmied ins Spiel?
Wir arbeiten derzeit mit 30 Goldschmieden in der Schweiz und auch einigen in Deutschland zusammen. Wir verweisen die Kunden dann an diese, damit ein individuelles Schmuckstück oder Accessoire entstehen kann. Der geworfene Brautstrauß wurde zum Antragsring, der rote Ferrari-Diamant zum Besatz für den Schlüsselanhänger des Wagens, die grünen Diamanten der Kreisliga wurden zu Ohrringen für die Fußballerfrauen, und der Diamant aus den Kakaobohnen wurde zum Ring für verdiente Mitarbeiter des Unternehmens. Der Goldschmied kann sich also in der Herstellung eines individuellen Schmuckstücks verwirklichen und mit der reinen Handwerksleistung sein Geld verdienen.
Interview: Axel Henselder